Hände mit Holzschnippsel in der Hand

Biomasseheizwerke in Lech Zürs

Ein Gespräch mit Franz Josef Schmutzer, Leiter des Biomasseheizwerks in Lech am Arlberg

Nachhaltige Wärme für die Region: Ein Blick auf die Biomasseheizwerke in Lech Zürs

Lech Zürs Tourismus: Herr Schmutzer, Lech ist ein international bekannter Wintersportort und ist auch im Sommer eine Reise Wert. Im Hintergrund wird viel investiert, damit der Ort nachhaltig funktioniert. Wie sieht das beim Heizen aus?

 

Franz Josef Schmutzer: Seit über 25 Jahren versorgen wir Lech mit umweltfreundlicher Wärme aus Biomasse. Das Fernwärmenetz, das wir betreiben, erstreckt sich inzwischen über rund 25 Kilometer. Täglich werden Hackschnitzel geliefert – ausschließlich aus Sägerestholz, zu 95 % aus Vorarlberg. Es ist ein Kreislauf, der nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.

Lech Zürs Tourismus: Wie funktioniert das System konkret?

Schmutzer: In unserem Heizwerk wird 100 Grad heißes Wasser erzeugt und über das Netz in die Gebäude geleitet. Es versorgt 400 Kunden – Hotels, Betriebe und Privathaushalte – mit Heizwärme und Warmwasser. Wir haben zwei Warmwasserspeicher mit einem Volumen von je 107 Kubikmetern sowie zwei Ölkessel für Notfälle. Letztere sichern auch den Betrieb im Falle eines Stromausfalls, etwa bei einem Blackout – dann können wir autark weiterlaufen.

Und wie steht es um die Emissionen?

Schmutzer: Wir setzen auf modernste Filtertechnik. Die Rauchgase laufen durch einen Elektrofilter, der die Feinstaubemissionen deutlich reduziert. Die entstehende Asche – rund 100 Tonnen jährlich – wird in einer Spezialdeponie entsorgt. Sie fällt unter Sonderasche, ist aber mengenmäßig gering. Alles, was wir tun, orientiert sich an den Prinzipien von Turn to Zero – unser Betrieb ist CO2-neutral.

Was bedeutet das Heizwerk wirtschaftlich für die Region?

Schmutzer: Die Gründung erfolgte 1999 als Kommanditgesellschaft – mit Beteiligung von VKW (26 %), der Gemeinde Lech (25 %) und privaten Einheimischen (49 %). Damals starteten wir mit der Versorgung von 70 Häusern. Heute sind es rund 1.000 Betten in 25 Hotelbetrieben – plus Privathaushalte. Die Kilowattstunde kostet aktuell 8 Cent, das ist im Schnitt sehr wettbewerbsfähig. Unser Ziel ist, auch in Zukunft stabile Preise zu garantieren – trotz der allgemeinen Energiepreisentwicklung. Diese Anlagen versorgen nahezu 100 % der Haushalte und Betriebe in der Region mit Wärme aus erneuerbarer Energie, hauptsächlich durch Hackschnitzel aus der Region.

Wie viele Heizwerke gibt es?

Schmutzer: In Lech und Zürs sind insgesamt vier Biomasseheizwerke seit 1997 gebaut und in Betrieb genommen worden. Allen Anlagen in Lech und Zürs gemeinsam ist die besondere Lage außerhalb des Ortes im Natur-Landschaftsraum. Es gibt keine einheitliche Typologie, sondern jedes Werk ist auf die spezifische Situation abgestimmt. 

Oberlech (1997), Lech (1999), Zug (2007), Zürs (2010).

 

Alle vier Biomasseheizwerke verwenden als Brennstoff Biomasse und unterscheiden sich in der Funktion ansonsten aber nicht von konventionellen Heizwerken. Es finden eine zentrale Erzeugung von Warmwasser oder Dampf in einem Heiz- oder Dampfkessel statt. 

Fakten im Überblick

4 Werke
Parzellen
Oberlech (1997), Lech (1999), Zug (2007), Zürs (2010).
Einsparung
Heizöl und CO2
Einsparungen jährlich: rund 7,75 Millionen Liter Heizöl und 24.000 Tonnen CO₂-Emissionen vermieden.
Regional
Regionales Holz
95% Sägerestholz aus Vorarlberg.

Gibt es Maßnahmen zur Energieeffizienz in den Gebäuden selbst?

Schmutzer: Ja, wir arbeiten mit sogenannten Heizkurven. Kleine Häuser regulieren ihre Heizkreise direkt, mittlere nutzen Frischwassermodule. Produziert wird bei Bedarf – das bedeutet: Wenn der Gast duscht, wird die Wärme just in time bereitgestellt. Unsere Leistung beträgt 9,1 Megawatt pro Stunde – das reicht, um auch an Spitzentagen zuverlässig zu versorgen.

Lech will sich zur Ganzjahresdestination entwickeln. Spielt das Heizwerk dabei eine Rolle?

Schmutzer: Auf jeden Fall. Wir unterstützen das mit einer stabilen Energieversorgung – egal ob Winterevent, Kulturveranstaltung oder Sommersaison. Auch das neue Gemeindezentrum mit dem Kulturhaus Lech – ist an die Fernwärme angeschlossen.

Eine letzte Frage: Wie wird sichergestellt, dass alles rund läuft?

Schmutzer: Unsere Mitarbeitenden kontrollieren jeden Tag alle Aggregate. Alle fünf Jahre erfolgt zudem eine umfassende TÜV-Prüfung. Die sogenannte „Rollbatterie“, also einzelne Systemteile wie Puffer oder Wärmetauscher, wird regelmäßig gewartet. Unser Anspruch ist: Höchste Versorgungssicherheit – mit minimalem ökologischem Fußabdruck.

Wir bedanken uns herzlich bei Franz Josef Schmutzer für das Gespräch und die spannenden Einblicke.
Das Beispiel der Biomasseheizwerke zeigt eindrucksvoll, wie Lech Zürs Verantwortung für Umwelt und Zukunft übernimmt – regional gedacht, nachhaltig umgesetzt.