
Die Idee hinter dem Grünen Ring – Wie alles begann
Manche Ideen entstehen aus dem Augenblick heraus – andere brauchen Zeit, Menschen und gemeinsame Visionen, um zu wachsen. Der Grüne Ring gehört zweifellos zur zweiten Sorte.
Am Anfang stand eine Frage: Was macht den Sommer in Lech besonders? In einer Region, die für ihre winterliche Skikultur weltweit bekannt ist, fehlte eine ebenso starke Identität für die warme Jahreszeit. Und so versammelte sich 2007 eine engagierte Runde: Vertreter:innen der Gemeinde Lech, des Wanderwege-Ausschusses, der Sommerbergbahnen, des Bauhofs, Wanderhotels, Wanderführer, der Bergrettung, der Feuerwehr sowie Partner wie die Raiffeisenbank Lech mit ihrer Initiative Lebensraum Lech. Ihr Ziel: dem Sommer ein unverwechselbares Gesicht geben.
Inspiriert vom „Weißen Ring“, der legendären Skirunde im Winter, tauchte schnell der Begriff „Grüner Ring“ auf – ein poetisches Gegenstück, das Genuss, Natur und Entschleunigung in den Mittelpunkt rücken sollte. Die Idee: ein Rundwanderweg, der nicht nur durch spektakuläre Landschaft führt, sondern auch Geschichten erzählt, Kunst einbindet und Kultur sichtbar macht.
2008 wurde diese Vision weitergedacht – mit einem besonderen Impuls: Prof. Dr. Christian Mikunda, ein renommierter Marketingexperte, prägte den Begriff „Garten Eden“. Diese poetische Deutung inspirierte die Gruppe, tiefer nach einem roten Faden in der Landschaft zu suchen – nicht als künstliche Konstruktion, sondern als behutsames Sichtbarmachen von Vorhandenem.
Ein Jahr später, 2009, nahm das Projekt konkrete Formen an: Daniel Nikolaus Kocher, Bildhauer, und Daniela Egger, Schriftstellerin, wurden beauftragt, dem Grünen Ring künstlerisch und literarisch Leben einzuhauchen. Beide waren bereits vertraut mit Lech Zürs – durch frühere Projekte und persönliche Netzwerke. Kocher hatte bereits für die Raiffeisenbank gearbeitet und im Rahmen des Projektes Bregenzer Festspiele im Schnee einige Jahre die Schnee- und Eisbühne in Lech gestaltet und gebaut; Egger hatte unter anderem am Buch „Austern im Schnee und andere Wintergeschichten“ mitgewirkt.
Sie durchwanderten gemeinsam die Region, spürten Geschichten auf, sammelten Eindrücke – und entwickelten eine künstlerisch-literarische Dramaturgie, die in 35 modernen Sagen und zurückhaltenden Installationen Ausdruck fand. Diese flossen in das heute legendäre Buch „Ein Samurai am Kriegerhorn“ ein – und wurden zur Seele des Grünen Rings.
Ein Glücksfall für die Region...
Mehrere Faktoren kamen auf wunderbare Weise zusammen:
Klaudia Fischer trieb mit dem Projekt Lebensraum Lech das Thema Regionalentwicklung nachhaltig voran.
Bernd Fischer, damaliger Vorstand der Raiffeisenbank und Präsident der Bergrettung Lech, war eine zentrale Stütze.
Kooperation diverser Akteur:innen: Ein Gemeinschaftsprojekt mit Herz und Vision
Von Beginn an war es ein Projekt der Menschen vor Ort – getragen von der Gemeinde, der Lech Zürs Tourismus GmbH, der Raiffeisenbank Lech, den Skiliften, den Berg- und Wanderführern, und nicht zuletzt den kreativen Köpfen, die ihm seine Seele verliehen. Ihre Zusammenarbeit bildete die Basis für etwas Besonderes: Einen Wanderweg, der inspiriert, entschleunigt und berührt – und der jedes Jahr um neue Erlebnispunkte wächst.
Gleichzeitig öffnete sich mit der Anerkennung als LEADER-Projekt die Tür zur professionellen Umsetzung. Die Motivation war deutlich formuliert: „Seit über 50 Jahren prägt der Weiße Ring den Winter – es ist Zeit, den Sommer sichtbar zu machen.“ Der Grüne Ring sollte mehr sein als ein Themenweg – er sollte ein Erlebnisraum werden, der Natur, Kultur und regionale Identität miteinander verknüpft.
Die Eröffnung
Und so war es schließlich am 27. Juni 2010 so weit: Der Grüne Ring wurde – nach einer Woche mit einem halben Meter Neuschnee – feierlich eröffnet. Das Ziel für das erste Jahr: drei Erlebnispunkte pro Etappe. Es entstanden die ersten Postkästen in freier Natur, die Gipfelbücher mit eingraviertem Logo, sowie zahlreiche Installationen, die Plätze markierten, zum Innehalten einluden und neue Blickwinkel eröffneten – etwa Sitzbänke aus Naturmaterialien, künstlerisch gestaltete Aussichtspunkte, Höhlen oder kleine Wunderplätze wie der Libellensee.
Von Anfang an war der Grüne Ring kein klassischer Themenweg. Er war und ist ein gemeinschaftliches Kulturprojekt, das wächst – mit Ideen, mit der Landschaft und vor allem mit den Menschen, die es tragen. Ein Projekt, das inspiriert statt zu belehren. Und eines, das den Sommer in Lech auf ganz besondere Weise sichtbar gemacht hat.